Der Traum vom Wohnen

Trauerspiel Deutschland und was wir von den Koreanern lernen können.

Die eigene Wohnung zählt zu den elementarsten Grundbedürfnissen für ein menschenwürdiges Leben. Wie weit es hierzulande damit her ist, beweisen die immer wiederkehrenden und in aller Regel ergebnislosen Diskussionen um Mietendeckel und bezahlbaren Wohnraum.

Während der einfache Bürger gerade in den Ballungszentren um sein Dach über den Kopf fürchtet, reiben sich Spekulanten und kommunaler Filz die Hände. Gentrifizierung ist dabei nicht mehr als ein hohler Euphemismus für die entfesselten Kräfte des Marktes und einen ohnmächtigen Staat. Gerade die Wohnungsfrage treibt die soziale Schere immer weiter auseinander.

Eigentlich der beste Nährboden für die (Neu-)Entdeckung eines gesunden Klassenbewusstseins, um sich ohne Gott, Kaiser oder Tribun voll revolutionärem Eifer selbst aus dem Elend zu befreien. Schön wär´s …

Solange in unseren westlichen Gesellschaften Freiheit mit Konsum verwechselt und Leistung nur monetär bemessen wird, bleiben wir alle Gefangene des Marktes. Munter konkurrierend um den eigenen Platz an der Sonne … und wenn es nur ein Einzimmer-Wohnklo im Wedding ist.

Was waren das für Zeiten, als der Staat noch den Menschen diente und auf den Märkten allenfalls die Gemüsehändler um den besten Platz stritten. Als in Marzahn und Halle-Neustadt modernste Wohnanlagen quasi über Nacht aus dem Boden wuchsen und menschenwürdiges, bezahlbares Wohnen nicht nur Wunsch sondern Recht war.

Mit dem „Geschenk des Kapitalismus“ hat sich in Deutschland das Rad der Geschichte (vorerst) zurückgedreht. In anderen Teilen der Welt sieht es dagegen anders aus. Allen voran in der Demokratischen Volksrepublik Korea, die mit dem im Januar 2009 verabschiedeten Wohnungsgesetz ein deutliches Signal für eine funktionierende sozialistische Gesellschaft setzte.

Eine der wesentlichsten und vorrangigsten Forderungen einer sozialistischen Gesellschaftsordnung, heißt es darin, muss es sein, dass der Staat in voller Verantwortung die Wohnungsfrage des Volkes zu lösen hat. Dass es sich dabei nicht nur um eine Phrase handelt, beweisen die zahlreichen Wohnungsbauprojekte, die seitdem im ganzen Land entstanden sind.

Alleine im letzten Jahr entstanden zigtausende Wohnungen für die Werktätigen der DVRK. Unter anderem die imposanten Wolkenkratzer entlang der Songhwa-Straße im Herzen Pjöngjangs oder die innovativen Terrassenhäuser am Pothong-Fluss.

Und das Besondere: Die Wohnungen werden den Menschen völlig kostenlos zur Verfügung gestellt. Kern des Gesetzes ist es, den vom Volk erwirtschafteten Wohlstand des Staates auch dem Volk zukommen zu lassen, ohne den Gedanken auf Gewinn oder Profitmaximierung. Hierzulande undenkbar!

Dabei bedeutet wohnen in Korea mehr als nur ein Dach über den Kopf zu haben. Dezidiert schreibt das Gesetz vor, welche hohen Standards ein Neubau erfüllen muss, um den Wünschen der Bewohner gerecht zu werden. Bequemlichkeit, Sicherheit, gesundheitliche Aspekte und nicht zuletzt die Ästhetik sind nur einige der diesen Standards zugrunde liegenden Kriterien. Den besonderen Charakter der koreanischen Volksgemeinschaft immer im Blick.

Bemerkenswert ist auch die Flexibilität, mit der der Wohnungsbau betrieben wird. Als beispielsweise im letzten Jahr die Bezirke Nord-Hwanghae, Süd-Hwanghae und Süd-Phyongan von verheerenden Naturkatastrophen heimgesucht wurden, wurden umgehend alle Kräfte zum raschen Wiederaufbau gesammelt und den notleidenden Menschen neue Wohnungen zugewiesen.

Flexibel ist auch das Wohnungsgesetz selbst. Von den unverrückbaren Grundsätzen abgesehen, wird das Gesetz regelmäßig erweitert und an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. So hat die Partei der Arbeit Koreas (PdAK) auch 2023 den Wohnungsbau zu einer der wesentlichsten Aufgaben des Staates erklärt. Das Ergebnis sind unter anderem 10.000 neue Wohnungen im Gebiet Hwasong, der Bau einer neuen Straße mit 4.000 Wohneinheiten im Gebiet Sopho und der weitere Ausbau ländlicher Regionen.

Angesichts derartiger Leistungen kann der deutsche Leser schnell wehmütig werden. Doch statt versonnen an vergangene Zeiten zu denken, sollte uns die Kraft der Koreaner, gepaart mit den eigenen Erfahrungen, Ansporn sein, uns aus der Lethargie zu befreien und das Joch des Kapitals (diesmal) endgültig abzuschütteln.

Lassen wir das Beispiel unserer koreanischen Brüder und Schwestern eine Fackel sein, um den revolutionären Funken in uns zu entzünden und uns den Weg in eine freie, sozialistische und menschenwürdige Zukunft zu erleuchten.


2 responses to “Der Traum vom Wohnen

  • Avatar von dersaisonkoch dersaisonkoch

    Hat dies auf Der Saisonkoch rebloggt und kommentierte:
    Der Genosse Micha zeigt Ihnen mal, wie man gut leben kann. Ohne Angst, auf die Straße zu fliegen und im Zelt wohnen zu müssen. Selbst Zelte sind in hiesigen Kreisen nahezu unerschwinglich. Und wenn Sie ein bekommen, dürfen Sie bestenfalls neben der Mülldeponie campieren.

  • Avatar von Ferenc Ferenc

    Na, das ist doch schon was! Weiter so!

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