Junge Welt vom 15.05.2025…von Jörg Tiedjen
Jubel in Syrien
US-Präsident verspricht Ende der Sanktionen
Diese Wendung kam nicht unerwartet. Auf der ersten Station seiner ersten offiziellen Auslandsreise in seiner neuen Amtszeit ist US-Präsident Donald Trump am Mittwoch in Riad auf Initiative der saudischen Regierung mit dem syrischen Übergangspräsidenten Ahmed Al-Scharaa zusammengekommen. Per Video zugeschaltet war der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan, wie Anadolu mitteilte. Am Vorabend hatte Trump bereits verkündet, dass die über Syrien verhängten US-Sanktionen aufgehoben würden.
Die Nachricht vom Ende der US-Blockade wurde in Syrien mit Begeisterung aufgenommen. In Städten wie Damaskus und Homs versammelten sich die Menschen, sangen, schwenkten Fahnen, berichtete dpa. Die EU hatte ihre Zwangsmaßnahmen schon im Februar gelockert. Wie Brüssel verlangt Washington im Gegenzug den Schutz von Minderheiten und einen Übergang zur Demokratie. Bedingungen, mit denen sich Scharaa schwertut, wie Repressionen etwa gegenüber der Religionsgemeinschaft der Alawiten zeigen.Das Zusammentreffen Trumps mit Scharaa ist nicht allein daher bemerkenswert, weil das letzte Treffen eines US-Staatsoberhaupts mit einem syrischen Präsidenten 25 Jahre zurückliegt. Damals hatten sich Bill Clinton und Baschar Al-Assad getroffen. Eine Besonderheit stellt es auch deswegen dar, weil die USA bis Dezember ein Kopfgeld von zehn Millionen US-Dollar auf Scharaa als Chef des Al-Qaida-Ablegers Haiat Tahrir Al-Scham (HTS) ausgesetzt hatten. HTS ist in den USA nach wie vor als »Terrororganisation« gelistet.
Offensichtlich hat Scharaa sich aber nicht allein durch den Sturz Assads im Dezember als nützlich erwiesen. Seine wiederholt erklärte Bereitschaft zu einer Annäherung an Israel kommt vielmehr Plänen einer Neuordnung des Nahen Ostens entgegen, wie sie in Washington geschmiedet werden. So meldete das Weiße Haus denn auch im Anschluss an das Gespräch zwischen Trump und Scharaa, dass der US-Präsident sein Gegenüber aufgefordert habe, Israel nun als Staat anzuerkennen.

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