Heute vor genau 76 Jahren entstand ein Traum. Der Traum eines freien, starken, souveränen und wahrhaftigen Volksstaates. Der Traum vom Ende der Ausbeutung und vom Beginn eines neuen Menschen – des Menschen im Sozialismus.
Heute vor 76 Jahren wuchs aus den Trümmern eines zerstörerischen Krieges der Wunsch nach einer solidarischen, gerechten Volksgemeinschaft und die Hoffnung auf ein Leben in Frieden und Freiheit.
Heute vor 76 Jahren entstand die Deutsche Demokratische Republik.

Der erste realsozialistische Staat auf deutschem Boden war weder eine „Erfindung“ Moskaus, noch war sie das Konstrukt einer kleinen, machtbesessenen Elite, wie es uns die Propaganda bisweilen vorgaukelt, oder – wie es wohlwollendere Zeitgenossen sagen – ein gescheitertes Sozialexperiment.
Es waren die Werktätigen – mutige Frauen und Männer, gezeichnet vom Elend des Krieges – die es müde waren, sich dem nächsten Herrn anzudienen, um ihm in der Unfreiheit ewiger Lohnsklaverei die Taschen zu füllen. Sie wollten selbst entscheiden – frei und ohne Zwang. Sie wollten mit ihren eigenen Händen künftigen Generationen eine Zukunft schaffen, die ihnen selbst zeitlebens verwehrt war und die ihren Kindern und Kindeskindern ein Leben in Frieden und Freiheit, ohne Elend und Not ermöglichen sollte. Sie wollten sich ihr eigenes Paradies verwirklichen.



Erstmals in der deutschen Geschichte hatte sich die Arbeiterschaft zu einer ehernen Einheit zusammengefunden. Eine reale Bedrohung für all jene, die den Menschen zum Produktionsmitel degradieren und ihn im aufgezwungenen Individualismus seine Arbeitskraft in Konkurrenz zu seinen Brüdern und Schwestern möglichst billig verkaufen lassen. Eine existenzielle Bedrohung für das raffende Kapital, das sich nur aus dem Schweiß und Blut der Arbeiter vermehren kann. Dementsprechend schmutzig und perfide waren die Mittel. Von unverhohlenen Drohungen, wie der illegitimen Stationierung amerikanischer Atomwaffen auf bundesdeutschem Boden, bis hin zur süßlich-säuselnden Mär von den Vorzügen des Kapitalismus und der vermeintlichen Freiheit seine Ausbeuter selbst wählen zu dürfen und als sich als entmenschlichter Konsument durch 42 verschiedene Waschmittelsorten zu staunen. Langsam aber stetig tröpfelte das Gift der Zersetzung in die Gesellschaft.
Heute – 76 Jahre später – existiert das Land zwischen Elbe und Oder nicht mehr. 40 Jahre war die DDR den Menschen Heimat und Vaterland. 40 Jahre lang stand die Arbeiter- und Bauernmacht, das Paradies der Werktätigen, in ständigem Kampf gegen den Klassenfeind, der nimmermüde die Errungenschaften des Sozialismus auszumerzen suchte. Am Ende siegte der zermürbende Appell an die niedersten Instinkte.
Bereits 36 Jahre ist es nun her, dass der Traum einer freien und selbstbestimmten Gesellschaft für Südfrüchte und billige Fernsehgeräte beerdigt wurde. Begraben unter einem Berg von Lügen und falschen Versprechungen. Doch was ist geblieben?
Die schöngefärbten Worte von westlicher Freiheit und Demokratie verblassten so schnell, wie sie ausgesprochen waren. Als die Menschen der DDR im heilsversprechenden Kapitalismus aufwachten, waren sie unfreier als je zuvor. Mit einem Handschlag wurde das Rad der Zeit zurückgedreht und die sich selbst emanzipierte Arbeiterschaft zurück in die finstersten Zeiten der Lohnsklaverei katapultiert. Sie verloren ihre Arbeit, als die Industriekombinate von den Heuschrecken der sogenannten Treuhand verschachert wurde. Sie verloren ihre Wohnung, als die Spekulanten aus dem Westen Einzug hielten und Wohnraum plötzlich Luxus wurde. Sie verloren ihr Vertrauen, als das freundliche Lächeln aus dem Westen plötzlich zur hämischen Grimasse des „Besserwessis“ wurde. Sie verloren ihre Ideale, als sie feststellen mussten, dass der Unterschied zwischen den Parteien nur darin liegt, welch Hand am besten schmiert. Und schlussendlich verloren sie ihr Selbstvertrauen über die Erkenntnis, sich derart um ihr Lebenswerk betrogen lassen zu haben.
36 Jahre sind vergangen. Aber der Traum von einst ist noch lange nicht ausgeträumt. Der Wunsch nach einer freien, gerechten und selbstbestimmten Gesellschaft wird angesichts des zwangsläufig immer brutaler werdenden Kapitalismus von Tag zu Tag stärker. In allen Schichten des Volkes rührt es sich. Besonders unter den Menschen Mitteldeutschlands, die sich auch heute noch – 36 Jahre nach Ende der DDR – zu den Verlierern der Gesellschaft zählen müssen. Aber auch in der alten BRD wächst der Unmut. Auch die Kumpel von Rhein und Ruhr, die Stahlwerker im Saarland und die Werftarbeiter von der Waterkant erkennen in ihrem eigenen Elend langsam, dass der Feind nie im Osten stand, sondern immer schon in der Chefetage saß.
Der Traum lebt weiter. Der Traum einer echten und gerechten Volksgemeinschaft, wie sie in der DDR verwirklicht werden sollte, lebt weiter. Nicht alles war gut in der DDR. Einiges war sogar denkbar schlecht. Aber als Sozialisten wissen wir: Aus der Geschichte lernen, heißt siegen lernen.
Daher soll und muss unser Motto weiterhin lauten: Auferstanden aus Ruinen und der Zukunft zugewandt!

7. Oktober 2025 at 22:12
[…] 76 Jahre DDR – Kein Nachruf, ein Aufruf! […]