Archiv des Autors: AiP West

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Junge Welt vom 17.07.2025 von Mathias Dehne

Antiimperialist durch und durch

Syrien: Der verstorbene KP-Chef Ammar Bakdash war überzeugter Internationalist. Ein Nachruf

Als Ammar Bakdash 1954 als Sohn von Wissal und Khalid Bakdash in Damaskus geboren wurde, war sein Werdegang vorgezeichnet. Vater Khalid, wie Mutter Wissal eigentlich kurdischer Herkunft, war eine herausragende Persönlichkeit des arabischen Kommunismus. Er studierte in den 1930ern in Moskau, fertigte die erste arabische Übersetzung des »Manifests der Kommunistischen Partei« an und war später entscheidend an der Ausgründung der Syrischen Kommunistischen Partei (SKP) beteiligt.

Ammar Bakdash trat 1969 in die SKP ein. Wie sein Vater studierte auch er in Moskau, schloss 1984 seine Promotion in Wirtschaftswissenschaften an der Lomonossow-Universität ab und kehrte nach Syrien zurück. Kurz zuvor hatte ein Palästinenser – Mahmud Abbas – die Doktorwürde erhalten, ebenfalls in Moskau. Nach seiner Rückkehr begann Bakdashs lange politische Laufbahn mit unterschiedlichen Funktionen. Gleich 1986 wurde er Zeuge der Spaltung der SKP in die Bakdash-Fraktion seines Vaters, die Glasnost und Perestroika ablehnte, und die SKP (Vereint) um Jusuf Faisal, die die Gorbatschowschen Reformen unterstützte. Die marxistisch-leninistische SKP (Bakdash) wird heute auf Grund ihres antirevisionistischen Kurses als stalinistisch charakterisiert. Sie war Teil der Nationalen Fortschrittsfront, einer Koalition linksgerichteter Parteien um die lange von Hafis und Baschar Al-Assad geführte syrische Baath-Partei. Nach unterschiedlichen Rollen – unter anderem war er für das Theorieorgan Die Avantgarde zuständig – und politischen Ämtern wurde Bakdash 2010 schließlich zum Generalsekretär der SKP (Bakdash) gewählt und dreimal in Folge bestätigt. Beim Aufkeimen des sogenannten arabischen Frühlings 2011 wandte sich die SKP (Bakdash) gegen die Aufstände. Das, was in Syrien passiere, entspreche »imperialistischen Plänen«, hieß es damals.Genosse Bakdash war zu Lebzeiten den Prinzipien des wissenschaftlichen Sozialismus, des proletarischen Internationalismus und des Kampfes gegen den Imperialismus und Zionismus treu verbunden. Er folgte den Vorstellungen seines Vaters und bewahrte die Partei als Stimme der Arbeiterklasse gegen Revisionismus und Reformismus. Gleichzeitig wurden ihm und der Partei Passivität gegenüber Wirtschaftsliberalisierungen vorgeworfen, die zwar kritisiert wurden, aber keinen nennenswerten Widerstand hervorriefen. Seine Haltung zu Palästina machte er auf dem »Internationalen Treffen der kommunistischen und Arbeiterparteien« der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) 2015 deutlich: »Bei der palästinensischen Frage geht es nicht nur um einen nationalen Kampf, er ist Teil des antiimperialistischen Klassenkampfes in der Region. Das Recht auf Rückkehr und die Errichtung eines demokratischen Palästinas sind eine notwendige Bedingung für jede gerechte Lösung.« Und so würdigte ihn die KP Palästinas posthum als führenden arabischen Kommunisten, der »die Fahne des internationalen Kampfes mit seltener Entschlossenheit und Aufrichtigkeit« trug. Sein Vater hatte sich noch, die damalige sowjetische Perspektive widerspiegelnd, für den UN- Teilungsplan von Palästina ausgesprochen.Ammar Bakdashs letzte Tage waren von den Veränderungen in Syrien gekennzeichnet. Die prowestliche Machtübernahme durch den Dschihadisten Ahmed Al-Scharaa und dessen Haiat Tahrir Al-Scham (HTS) im Dezember brachte Massaker an politischen Gegnern, ethnischen und religiösen Minderheiten mit sich. Ende Januar löste das neue reaktionäre Regime die SKP (Bakdash) auf und beschlagnahmte ihren Sitz und ihr Eigentum. Bakdash entging dem Terror gemeinsam mit seiner Familie nur knapp. Dank der engen Beziehungen zur KKE konnten sie ins griechische Exil fliehen. Am Sonnabend, dem 12. Juli, verstarb Ammar Bakdash im Alter von 70 Jahren in Athen. Seine Beisetzung wird kommenden Mittwoch auf dem Kaisariani-Friedhof stattfinden, auf dem im Zweiten Weltkrieg griechische Antifaschisten von der deutschen Besatzungsmacht hingerichtet worden waren. Wie die KKE betonte, gilt es, seinen Beitrag zur Weiterentwicklung des gemeinsamen Kampfes der Völker in den arabischen Ländern zu würdigen.


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Berliner Kurier vom 20.08.2025 von Peter Wiezorek

Rotsperren für BFC Dynamo: Peinliche Pannen beim DFB

Nimmt man den Verband beim Wort, verdonnert er Rufat Dadashov und Larry Oellers nach den Platzverweisen gegen den VfL Bochum zu Megastrafen.

Das ging aber schnell! So kennt man den DFB ja gar nicht. Das letzte Spiel der ersten Pokalrunde zwischen Essen und Dortmund (0:1) war noch nicht mal angepfiffen, da war der BFC Dynamo schon abgeurteilt, waren Rufat Dadashov (33) und Larry Oellers (25) für ihre Roten Karten vom 1:3 nach Verlängerung gegen den VfL Bochum zu Sperren verdonnert.Ist doch gut, wenn alle fix wissen, woran sie sind. Ja, klar. Aber ein fades Geschmäckle bleibt, wenn man darüber nachdenkt und genau liest, was der DFB  über seine Homepage in die weite Welt verschickte.Da ist der Eindruck, dessen man sich nur schwer erwehren kann: Das hat was von genormtem Schnellgericht. Spieler A, Vergehen B macht Strafe C. Stempel drauf, der Nächste, bitte. Im Fall von Oellers heißt das: Rot für Notbremse, Tatsachen(-fehl-)entscheidung des Schiris, ein Spiel Pause. Weniger geht nicht, sorry, ist halt so.Bei Dadashov wertete der Schiri einen Gesichtswischer beim Gegner als Tätlichkeit. Okay, kriegt er gnädig zwei Spiele aufgebrummt. Selbst mal gucken, Fingerspitzen- oder Mitgefühl? Ist laut Paragrafen nicht vorgesehen.Um schön im Tempo zu bleiben, helfen vorgefertigte Worthülsen. Tausche Namen von Spieler und Verein, passe Strafe an. Fertig. Blöd nur, wenn man beim Kopieren – wie im Falle Oellers – dann vergisst, die Überschrift zu ändern. Denn da wird er für zwei Spiele gesperrt und nicht wie im Text für eine Partie. Peinlich!Noch komischer wird es, wenn man den DFB mit seinem Text beim Wort nimmt: „Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat Rufat Dadashov vom Regionalligisten BFC Dynamo im Einzelrichterverfahren nach Anklageerhebung durch den DFB-Kontrollausschuss wegen einer Tätlichkeit gegen den Gegner nach einer zuvor an ihm begangenen sportwidrigen Handlung mit einer Sperre von zwei DFB-Pokalspielen belegt. Darüber hinaus ist der Spieler bis zum Ablauf der Sperre auch für alle anderen Pokalspiele seines Vereins gesperrt.“Wie jetzt: zwei Spiele Sperre im DFB-Pokal? Klingt plausibel für einen Erst- oder Zweitliga-Profi, der jedes Jahr automatisch dabei ist. Aber bei Dadashov? Der BFC müsste sich also entweder zweimal wieder für den obersten deutschen Pokal qualifizieren oder einmal die zweite Runde erreichen, damit die Strafe verbüßt ist.

Und das möglichst schnell, sonst ist Dadashovs Karriere vorbei. Und für „alle anderen Pokalspiele“ kommt dann ja nur der Berliner Cup infrage. Das heißt genau genommen und im schlimmsten Fall: Dada darf zeit seines Lebens bei keinem Pokalspiel mehr auflaufen, oder was?Verständlich, dass Jörn Lenz (56) bei dem Thema erhöhten Puls bekommt. Der BFC-Teammanager kommentiert die Post vom DFB mit nur einem Wort: „Falschmeldung!“ Richtig! Denn die Botschaft, die der Verband so verquer unters Volk bringt, lautet: für zwei Pokalspiele gesperrt. Dadashov und Oellers müssen also am Mittwochabend in der ersten Runde in Berlin bei Concordia Britz zuschauen, der BFC-Kapitän – einen Sieg vorausgesetzt – auch noch in Runde zwei. Dann darf er wieder.Und weil das ja eigentlich so einfach ist – nur leider saublöd kommuniziert –, hat Dynamo die Urteile längst akzeptiert. Nicht aber die Art und Weise, wie der DFB sie verkündete.


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Junge Welt vom 16.08.2025 von Helga Baumgarten

Völkermord als Olympiade

Brief aus Jerusalem. »Lexikon der Brutalität« widmet sich israelischem Sprachgebrauch zum Gazakrieg

60.000 bis 70.000 Palästinenser strömen zu von der »Gaza Humanitarian Foundation« als Vergabestellen designierten Orten. Lautsprecher informieren: Wenn das grüne Licht aufleuchtet, bleiben zehn Minuten, um Nahrungsmittel wie Mehl, Zucker und Salz zu bekommen. Sobald das gelbe Licht aufleuchtet, sind es noch fünf Minuten. Wenn danach nicht alle geflohen seid, schießt die Armee wahllos auf jeden, der noch in der Gegend ist. Das nennt die Armee »Entfernungsschüsse«.

Adam Raz von Akevot, dem Institut für israelisch-palästinensische Konfliktforschung in Haifa, und der Soziologe Assaf Bondy haben unter Beteiligung von Mitgliedern der sozialistischen Gruppe Matzpen jüngst auf hebräisch ein Buch mit dem Titel »Lexikon der Brutalität. Schlüsselbegriffe aus dem Gazakrieg« herausgebracht. Eine Matzpen-Aktivistin übersetzt für mich die neuen barbarischen Begriffe ins Deutsche. Einige hat die Gruppe gesammelt, als das Buch bereits erschienen war, zum Beispiel »Olympiade«. Im Slang der Armee wird damit der Genozid in Gaza bezeichnet.

Raz betont, dass viele Begriffe und auch die ihnen zugrunde liegende Realität der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern keineswegs neu sind. Ihr Ursprung, so argumentiert er auf der Basis seiner Forschungen etwa zum Massaker von Deir Jassin, ist das Jahr 1948. In den Dokumenten, die er aus den israelischen Archiven holen konnte, begann alles mit den damaligen Vertreibungen von Hunderttausenden von Palästinensern aus ihrer Heimat. Hunderte Dörfer wurden zerstört und dem Erdboden gleichgemacht. Die Gewalt war allumfassend. Äcker, Obstplantagen und Olivenhaine erhielten kein Wasser mehr und wurden ausgetrocknet. Jüdische Israelis durften das zurückgelassene Eigentum plündern.Nicht umsonst beziehen sich israelische Politiker heute darauf. In einem Interview im israelischen Fernsehen wurde Landwirtschaftsminister Avi Dichter im November 2023 gefragt, ob die Bilder der fliehenden Palästinenser aus dem Norden Gazas nicht an 1948 erinnerten. Seine Antwort ließ keine Zweifel: »Wir sind dabei, eine zweite Nakba über die Palästinenser zu bringen. Die Gaza-Nakba. Die Gaza-Nakba 2023. So wird es enden.« Raz sieht aber einen klaren Unterschied zwischen 1948 und heute. 1948 gab es zumindest verhaltene Kritik am Vorgehen israelischer Bewaffneter und Soldaten. Man versuchte daher, vieles unter den Tisch zu kehren und aus dem öffentlichen Raum zu verbannen. Heute erklären Politiker laut und mit unverhüllter Prahlerei, was die Armee in Gaza »macht«. Bondy betont, wie brutal der Sprachgebrauch mittlerweile ist. »Es gibt keinerlei Scham mehr, keine Versuche, alles zu verheimlichen. Das ist das Einzigartige dieses Krieges: Vom ersten Moment an hat die israelische Führung offen, klar und deutlich gesagt, was sie vorhat – und eben das tut sie seitdem.«

Was etwa die Städte Lydda und Ramla anging, so stellten Politiker 1948 eine »freiwillige Auswanderung« als problemlos dar. Aber Vertreibung mit Gewalt, so hatten einige kritisiert, sei nicht akzeptabel. Heute werden die Menschen in Gaza auf brutalste Weise vertrieben, zuletzt – die Vertreibung ist noch im Gange – aus Gaza-Stadt. Man spricht von »freiwilliger Auswanderung« als der »humanitärsten Lösung« für die Menschen dort. Dennoch sind in der israelischen Gesellschaft nur sehr wenige Kritiker zu hören. Der Schriftsteller David Grossmann spricht in einem Interview mit der italienischen Zeitung La Repubblica inzwischen von Völkermord, wie auch die beiden Menschenrechtsorganisationen B’tselem und Ärzte für Menschenrechte – Israel.Die Regierung von Premier Benjamin Netanjahu schert das aber nicht.

Dass der für Sonntag geplante Generalstreik etwas ändern wird, ist eher unwahrscheinlich. Denn Netanjahu will sein Programm der vollständigen »Kontrolle« über Gaza durchziehen, sprich: den Völkermord fortsetzen. Europa redet derweil sehr viel – leere und letztlich folgenlose Worte.


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Berliner Kurier vom 17.08.2025 von Peter Wiezorek

BFC Dynamo: Statt DFB-Pokal-Lust sorgt ein Mann für mächtig Frust

Der Regionalligist schnuppert gegen Zweitligist VfL Bochum ganz lange an der Sensation, doch am Ende reden alle über den Schiedsrichter.

Es war eigentlich ein Nachmittag wie geschaffen für eine Pokal-Sensation! Tolles Wetter, tolle Stimmung im mit 4705 Zuschauern restlos ausverkauften Sportforum, mir dem BFC Dynamo ein Viertligist, der sein Herz auf dem Platz ließ, und mit dem VfL Bochum ein Zweitligist, der zuließ, dass der Außenseiter lange träumen durfte. Schade nur, dass der DFB mit der Ansetzung von  Schiedsrichter Felix Wagner (24) so ziemlich danebenlag. Am Ende stand aus Sicht der Weinrot-Weißen ein 1:3 (0:0, 1:1) nach Verlängerung, das mehr Frust als Stolz auf die eigene Leistung zurückließ.BFC-Trainer Dennis Kutrieb (45) fasste die Gemütslage treffend so zusammen: „Ich glaube, ich war noch nie nach einem Spiel so traurig.“ Denn 85 Minuten schnupperten seine Jungs an der zweiten Runde, dann traf Bochums Noah Loosly zum 1:1. Auch ermöglicht, weil Dynamo da schon fünf Minuten in Unterzahl spielte. Nach einem Laufduell ging Bochums Sammy Bamba zu Boden, Schiri Wagner wollte eine Notbremse erkannt haben und zückte Rot für Larry Oellers (80.).Der fiel wie eigentlich fast alle im Stadion aus allen Wolken. Sowohl Oellers als auch Bamba hatten im Lauf über etliche Meter ein wenig aneinander gezogen und gezerrt. Dynamos Mittelfeld-Abräumer: „Wenn er gleich zu Beginn des Duells pfeift und Freistoß gibt, sage ich noch okay, aber am Ende auf Notbremse zu entscheiden – das war niemals Rot.“ Auf jeden Fall war es der Knackpunkt des Spiels.Ab Minute 102 war dann der BFC sogar nur noch zu neunt. Rufat Dadashov hatte nach einem Luftduell mit Cajetan Lenz den Bochumer beim Umdrehen einen Wischer im Gesicht verpasst. Für Wagner eine Tätlichkeit, er zeigte wieder Rot (102.). Der BFC-Kapitän räumte  sogar ein: „Da habe ich mich dumm angestellt, das darf mir nicht passieren.“ Trotzdem: Ein souveräner Schiri zieht da eher nicht seine Richter-gnadenlos-Rolle durch, sondern zeigt da bei einem ohnehin schon dezimierten Außenseiter Fingerspitzengefühl.Dass auch Bochum-Trainer Dieter Hecking (60) über zwei nicht gegebene (aber durchaus berechtigte) Elfmeter (4., 71.) klagte, passt zur bescheidenen Leistung von Wagner, der 2024/25 in seiner Debüt-Saison in der 3. Liga in 13 Partien 77 Gelbe, vier Gelb-Rote und eine Rote Karte zückte. Die Hoffnung ist: Der Mann aus Glött in Bayern ist noch jung, wenn er aus diesem Nachmittag Lehren zieht, könnte es auf der Karriereleiter vielleicht noch weiter als Pool Zweite Liga, in dem er aktuell ist.Wenn ein Schiri so sehr Thema eines Spiels ist, ist das nie ein gutes Zeichen. In diesem Fall verdrängt er fast den Rest des wirklich tollen Fußball-Nachmittags. So, dass Jan Shcherbakovski mit seinem 1:0 (46.) das Sportforum ebenso zum Abheben brachte wie Torwart Nicolas Ortegel, als er zu Beginn der Verlängerung einen Elfer von Bochums Matus Bero parierte (95.). Bei den Gegentoren von Loosli, Bamba (108.) und Bero (120.) war er machtlos.

Auch spitze: Beide Fanlager sorgten nicht nur für eine fantastische Stadion-Stimmung, sie glänzten auch mit einen abgestimmten Choreo, mit der sie sich gegenseitig in Sachen Heimspielstätte unterstützten. Im Bochum-Block wurde eine riesige Tapete enthüllt, auf der zu lesen war: „Der Ausbau des Sportforum ist so unverhandelbar …“ Der BFC-Block setzte den Spruch fort mit: „… wie das Ruhrstadion an der Castroper.“ Starke Nummer!


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Junge Welt vom 07.08.2025 von Volker Hermsdorf

Silicon Valley in Kuba

Inselrepublik und Russland planen Technologiepark gegen US-Blockadepolitik. Kubanische Kontras hetzen

Kuba und Russland wollen der US-Blockade eine Hightechoffensive entgegensetzen. Die Vision eines kubanischen Silicon Valley klingt zwar wie Zukunftsmusik, doch schon die Ankündigung veranlasste westliche Medien zu heftigen Reaktionen. Auf der vor Kubas Südküste im Karibischen Meer gelegenen Isla de la Juventud soll ein Technologiepark entstehen, der die Insel zu einem digitalen Hub in der Region und darüber hinaus machen könnte. Das von Russland vorangetriebene Vorhaben mit dem Namen »Cayo Digital« sieht die Ansiedlung von Unternehmen aus BRICS-Staaten und der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) vor, die gemeinsam »digitale Souveränität« gegen die Vorherrschaft westlicher Techkonzerne entwickeln sollen.

Rund 100 Kilometer südlich von Havanna soll auf der bislang wenig entwickelten Insel bis 2032 ein modernes Entwicklungszentrum mit Fokus auf künstliche Intelligenz, virtuelle Realität, digitale Kunst und nachhaltige Technologien entstehen – konzipiert als Gegenmodell zum US-dominierten Silicon Valley. Geplant ist ein eigener urbaner Raum mit Wohnanlagen, Forschungseinrichtungen, Produktionsbetrieben für Hard- und Software, Versorgungssystemen und Bildungsstätten, ausgelegt für bis zu 15.000 Menschen, darunter 12.000 Fachkräfte und 3.000 Studierende. Die ersten Wohnbauten sollen zwischen 2026 und 2028 entstehen, einige Forschungszentren noch vor 2030 den Betrieb aufnehmen. Koordiniert wird das Projekt unter anderem von mehreren russischen Ministerien, wirtschaftlichen Institutionen und dem in Moskau ansässigen Unternehmen GenIT, das seit 2023 in Kuba präsent ist und auf Softwareentwicklung sowie Automatisierung spezialisiert ist.Bei der kürzlich in Russland erfolgten Präsentation des Vorhabens erklärte GenIT-Direktor Alexander Wolkow, dass es in Lateinamerika und der Karibik eine »hohe Nachfrage« nach russischen IT-Lösungen gebe. Das Interesse werde durch eine Zunahme des regionalen Misstrauens gegenüber westlichen Technologieangeboten angeheizt, »da diese häufig absichtlich hinzugefügte Schwachstellen – sogenannte ›Backdoors‹ – enthalten, etwa zur Entwendung persönlicher Daten oder zur Beeinflussung elektronischer Geräte«. Russland setze dagegen auf On-Premise-Modelle – also Systeme, die nicht über globale Cloudanbieter laufen, sondern lokal gesichert sind.Der Partner für das ambitionierte Projekt wurde nicht zufällig gewählt. Laut Wolkow wurde Kuba als Standort für das künftige Technologiezentrum wegen seiner »historischen und kulturellen Nähe« zu Russland und seiner Kooperationsbereitschaft mit russischen Unternehmen vorgeschlagen. Die »gegenüber westlichem Sanktionsdruck unbeugsame Inselrepublik« sei zudem technologisch ausbaufähig und verfüge über ein hohes Potential an ausgezeichneten Fachkräften. Obwohl die US-Blockade seit über 60 Jahren jede Form wirtschaftlicher Eigenständigkeit zu ersticken versucht, bilden die Universität Havanna und die Technische Hochschule Cujae seit Jahren IT-Experten aus, teils sogar mit russischsprachigen Studiengängen. In Kooperation mit dem russischen Projekt »Escuela 21« sollen kubanische Jugendliche künftig verstärkt in Programmiersprachen, Cybersicherheit und künstlicher Intelligenz ausgebildet werden. Außerdem verfüge Kuba über gute Verbindungen zu vielen anderen Ländern der Region, »die den Zugang zu benachbarten Märkten erleichtern«, so Alexander Wolkow. Aus Sicht Havannas ist Cayo Digital – sollten die Pläne dazu realisiert werden – weit mehr als ein Technologiepark, es ist ein Projekt gegen die Blockade.Wie zu erwarten war, ließen die westlichen Reaktionen nicht lange auf sich warten. US-Medien erklärten »Cayo Digital« wahlweise zur »Fata Morgana«, zum »technologischen Romantizismus« oder zum »dystopischen Wahnwitz auf der Insel der Stromausfälle«. Das Contraportal »Cubacute« warnte verschwörungstheoretisch vor einem »russischen Geheimplan«, während die BBC sich über die Pläne für ein »Silicon Valley auf der Blackout-Insel« lustig machte. Ob das Vorhaben gelingt, ist in der Tat offen. Der Erfolg wird auch davon abhängen, ob weitere BRICS-Staaten wie China oder Indien sich beteiligen. Dennoch zeigen die Reaktionen im Westen bereits jetzt: Cayo Digital ist nicht nur ein weiteres Projekt mit ungewissem Ausgang, sondern eine Kampfansage an die US-Vorherrschaft im digitalen Raum.


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Junge Welt vom 06.08.2025 von Slavko Stilinovic

Kroatien rückt von Israel ab

Rüstungszusammenarbeit für beendet erklärt

Der kroatische Präsident Zoran Milanović hat die Regierung seines Landes am Sonntag aufgefordert, die militärische Zusammenarbeit sowie den Handel mit Rüstungsgütern mit Israel einzustellen. Nikola Jelić, ein Sprecher der Regierung, sagte, dass Milanović als Präsident und Oberbefehlshaber der Armee im Rahmen seiner verfassungsmäßigen Befugnisse der Armee bereits im Mai die Einstellung jeglicher Zusammenarbeit mit Israel befohlen habe. Die Mitglieder des Verteidigungsrates seien demnach auf der Sitzung am 23. Mai über diese Entscheidung informiert worden.

Ministerpräsident Andrej Plenković reagierte auf die Äußerung des Präsidenten und gab an, dass es derzeit keinen Waffenhandel mit Israel gebe. Das Verteidigungsministerium bestätigte, dass aus Israel keine Waffen bezogen würden. Minister Ivan Anušić behauptete, dass ohnehin »so gut wie keine Zusammenarbeit« mit den israelischen Streitkräften bestehe. Bereits benutzte »Orbiter«-Drohnen oder Waffenstationen auf »Patria«-Fahrzeugen seien problemlos ersetzbar. Allerdings gab er zu, dass in Beschaffung befindliche israelische »Spike«-Panzerabwehrraketen vom Eurospike-Konzern in Lizenz produziert würden. Der Unternehmenszusammenschluss aus den deutschen Rüstungskonzernen Rheinmetall und Diehl Defence sowie dem israelischen Rafael hat seinen Sitz in der BRD.Die genannten Aussagen stehen im Kontrast zur bisherigen Zusammenarbeit mit Tel Aviv. So wurde in der Amtszeit von Ivan Anušićs Vorgänger 2018 nicht nur der Kauf israelischer F-16-»Barak«-Kampfflugzeuge vorangetrieben, der ein Jahr später scheiterte. Vielmehr wurde die militärische Zusammenarbeit mit Israel sogar als ebenso bedeutend eingestuft wie die mit dem traditionellen Partner USA. Zudem wurde 2018 in Zagreb eine Konferenz der Verteidigungsindustrien Kroatiens und Israels abgehalten. Die damalige Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović hatte dabei betont, dass es »nicht nur um den Verkauf von Militärausrüstung geht, sondern um den ersten Schritt zu einer langfristigen strategischen Partnerschaft zwischen Kroatien und Israel«.


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Berliner Kurier vom 02,08,2025.. von Peter Wiezorek

BFC Dynamo: Zwei Spiele, null Punkte, aber (noch) kein Fehlstart

Wie schon beim Halleschen FC (0:1) zeigen die runderneuten Weinrot-Weißen auch gegen Rot-Weiß Erfurt viel Herz und Moral, stehen am Ende aber wieder mit leeren Händen da.

Puh, da muss man erst mal schlucken! Nach dem couragierten Auftakt in die neue Regionalliga-Saison beim 0:1 in Halle, als der Top-Favorit auf die Meisterschaft am Ende die glücklichen drei Punkte fast schon wie den Titelgewinn bejubelte, kam es für den BFC Dynamo beim Heim-Debüt noch bitterer. In buchstäblich allerletzter Sekunde verloren die Weinrot-Weißen vor 2339 Zuschauern im Sportforum 2:3 (0:0) gegen Rot-Weiß Erfurt. Zwei Spiele, null Punkte – aber trotzdem (noch) kein Fehlstart.Wie in Halle Can Karatas zeigte gegen Erfurt Leandro Putaro schon nach wenigen Spielsekunden Nerven und verlor das Eins-zu-Eins-Duell gegen den Torwart. Auch danach gab es wieder gute Chance, aber eben kein Tor. Eine 1:0- oder gar 2:0-Führung zur Halbzeit wäre mehr als verdient gewesen. Erfurt-Trainer Fabian Gerber (45): „Der BFC hat uns in den ersten 35 Minuten vor große Probleme gestellt. Insofern waren wir glücklich, dass es zur Pause noch 0:0 stand.“In der zweiten Hälfte war dann Erfurt eiskalt, bestrafte Dynamo für die ausgelassenen Chancen mit einem Doppelschlag durch einen Kopfball von Marco Wolf (58.) und einen von Obed Ugondu (60.) abgeschlossenen Konter. BFC-Coach Dennis Kutrieb (45): „Wir hatten zehn  schlechte Minuten und haben direkt zwei Tore kassiert.“

Doch Dynamo berappelte sich, glich durch einen 25-m-Knaller von Willi Reincke (81.) und einen Kopfball von Tobias Gunte (88.) tatsächlich aus. Erfurt wackelte, Trainer Gerber gab hinterher zu: „Es passiert dann nicht selten, dass du so ein Spiel nach hinten raus noch verlierst. Ich wäre auch mit einem Punkt sehr zufrieden gewesen.“Das es drei Zähler wurden, lag daran, dass Dynamo einen allerletzten Erfurter Freistoß nicht verteidigt bekam und Ömer Uzun einen langen Ball mit links ins kurze Eck abstaubte (90.+6). Kutrieb: „Da haben wir uns äußerst naiv angestellt.“ Danach wurde das Spiel nicht mehr angepfiffen. Die RWE-Jungs feierten vor ihren mitgereisten Fans, die des BFC waren zu Salzsäulen erstarrt. Im zuvor noch fast überkochenden Stadion war nur noch Erfurts Jubel zu hören.Coach Kutrieb, der immer wieder betont, wie schlecht er verlieren kann, schaltete in den Trotz-Modus: „Ich denke, wir haben es nicht verdient, nicht mindestens einen Punkt mitgenommen zu haben. Aber wir werden uns schütteln und vielleicht haben alle die richtige Portion Wut im Bauch – wie ich auch -, dass wir wissen, dass uns das nicht noch mal passieren wird, dass, wenn du nach 0:2 zurückkommst dann in der letzten Sekunde noch einen Nackenschlag kassierst.“

Das nächste Mal wäre dann am Samstag (14 Uhr) beim BFC Preussen. Mit einem Sieg im Berlin-Derby beim Aufsteiger wäre dann auch das aufkommende Gerede vom weinrot-weißen Fehlstart vom Tisch.


Literatur zum Verlag für fremdsprachige Literatur

Link-http://www.korean-books.com.kp/KBMbooks/de/work/leader1/20240603153316.pdf

Bücher von Kim Il Sung und Kim Jong Il


Prächtiger Blumenkorb zum Tag des Sieges

Die Antiimperialistische Plattform Deutschland gedachte am 27. Juli – dem Tag des Sieges – der ruhmreichen koreanischen Volksarmee, die vor genau 72 Jahren mit der de facto Kapitulation der US-geführten Invasionsarmee in Panmunjeom den über 3-jährigen, blutigen Angriffskrieg gegen die Freiheit und Selbstbestimmung des koreanischen Volkes beendete.

Zum Gedenken spendete die AiP einen prachtvollen Blumenkorb, der – zusammen mit zahlreichen weiteren Geschenken aus allen Teilen der Erde – am Großmonument Mansudae in Pjöngjang feierlich abgelegt wurde.

Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete dazu:

Zum 72. Jahrestag des Sieges im Vaterländischen Befreiungskrieg schickten zum 25. Juli die ausländischen Persönlichkeiten und die Koreaner in China an die Bronzestatuen von Genossen Kim Il Sung und Kim Jong Il auf dem Hügel Mansudae die Blumenkörbe.

Unter ihnen sind das Ehrenvorstandsmitglied des Rates des Kimilsung-Kimjongil-Fonds, Cui Dong Wen, und seine Mitglieder Cui Tong Jun und Wang Xiu Li, der Vorsitzende der Antiimperialistischen Plattform
Deutschlands, Michael Koth, die Sekretariatsleiterin der Gesellschaft der Koreanischen Jugend in China, Ri Sol Hui.

An demselben Tag widmeten u. a. auch die Familie von Kim Yong Gwan, Generaldirektor der GmbH für Energiewissenschaft Jinchon in Peking von China und der Ko-Prorektor der Hochschule für Wissenschaft und Technik Pyongyang, Choe Ryong Ho, den Bronzestatuen von Genossen Kim Il Sung und Kim Jong Il Blumenkörbe.


Der Sieg im vaterländischen Befreiungskrieg ist eine Zäsur der Weltgeschichte. An den glühenden Herzen der mutigen koreanischen Männer und Frauen, entfacht vom Feuer der Revolution und durchdrungen von unbändiger Liebe zu Volk und Vaterland zerbrach dereinst die materielle Übermacht der seelenlosen Söldner aus Übersee. Aus der Asche des verheerten Landes und dem Blut der gefallenen Helden erwuchs die glorreiche Demokratische Volksrepublik Korea. Ein Ort des Friedens und des Fortschrits, der als ewiges Leuchtfeuer für die unterdrückten Völker dieser Erde weit über die Grenzen der koreanischen Halbinsel erstrahlt.

Das Gedenken an den Tag des Sieges bedeutet für uns nicht nur den Blick auf das Vergangene zu richten. Genau wie damals stehen die tapferen Soldaten der koreanischen Volksarmee auch heute wieder einem schier übermächtigen Feind gegenüber, der den Frieden und die Freiheit nicht nur der Demokratischen Volksrepublik Koreas, sondern der ganzen Welt bedroht. Im Geiste ihrer siegreichen Großväter, Großmütter, Väter und Mütter, wird aber auch dieser Feind an der stählernen Entschlossenheit und dem unerschütterlichen Kampfeswillen der Söhne und Töchter Koreas sein verdientes Ende finden.

Wir – die antiimperialistische Plattform Deutschland – stehen mit Stolz an ihrer Seite und versammeln uns hinter dem Banner der Revolution – der Lehre des Friedens der Freiheit und der Selbstbestimmung. Der Kampf unserer koreanischen Brüder und Schwestern – damals wie heute – ist uns heiliger Auftrag. Mögen sich die Völker dieser Welt daran ein Beispiel nehmen, sich erheben und aus eigener Kraft vom Joch der Unterdrücker befreien.

Es lebe die ruhmreiche Koreanische Volksarmee!
Es lebe das tapfere Volk Koreas!
Es lebe der Vater des modernen Koreas und Träger der koreanischen Revolution, Genosse General KIM IL SUNG!


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Junge Welt vom 23.07.2025

Ansarollah greifen Flughafen in Israel an

Tel Aviv. Die weite Teile des Jemen regierenden Ansarollah (»Huthis«) haben eigenen Angaben zufolge innerhalb weniger Stunden zwei Mal Israels wichtigsten Flughafen attackiert. Beim zweiten Angriff auf den Ben-Gurion-Flughafen bei Tel Aviv sei eine Hyperschallrakete eingesetzt worden, erklärte der Armeesprecher, Jahja Sari, am Dienstag. Die israelische Armee erklärte, sie habe die beiden aus dem Jemen abgefeuerten Raketen abgefangen. Am Montag hatte das Militär eigenen Angaben zufolge Stellungen der Ansarollah im Jemen angegriffen. Das bestätigte ein Vertreter der jemenitischen Organisation.